Taubenhaus

Im ehemaligen Klosterhof Gräfinthal steht solitär ein durch seine Größe, Form und sein Alter beachtenswerte barocke Bauwerk: das Taubenhaus. 

Auf vier Säulen liegen quertragende Eichenbalken, die ein aus Stein gemauertes Häuschen tragen. Die linke vordere Säule trägt die Inschrift „1766“, wahrscheinlich das Setzungsjahr. Ein Pyramidenziegeldach mit zwei Knäufen schließt das Haus nach oben ab. In der Mauer der Süd- und Westseite befindet sich ein lukenartiges offenes Fenster. Den auf der Ostseite in Höhe der Querbalken liegenden schmalen Eingang erreicht man nur über eine angestellte Leiter. Im Innenraum, in den kaum Licht eindringt, fällt das wabenähnliche Weidengeflecht an den Wänden auf. Jede dieser Waben ist ein Taubennest.

Das Gräfinthaler Taubenhaus ist gewissermaßen ein Statussymbol, schreibt Heinrich Klein 1980 im Jahrbuch zum Taubenhaus: „Denn das Recht, sich Taubenschläge zu halten, war im Zeitalter des Feudalismus den adeligen Grundherren vorbehalten, ob sie nun Kleriker waren oder Laien. Wer über mindestens 36 Morgen Land gebot, durfte einen Taubenschlag mit bis zu 120 Nistplätzen errichten. Größere Feudalherren besaßen Taubenhäuser mit bis zu 2000 Nistplätzen. So hoch hinaus wollten die Gräfinthaler Kleriker zwar nie; aber ihr auf klassizistischen Säulen ruhender Schlag erhebt mit seinen rund 270 Nistplätzen Anspruch drauf, sowohl in künstlerischer als auch in standesgemäßer Hinsicht nicht zu den geringsten seine Art gewählt zu werden.“

Das Taubenhaus wurde in den 1980er Jahren und erneut vor ein paar Jahren von der Besitzerfamilie Sehn renoviert. Die sichtbaren Granateinschläge wurden beseitigt, das Mauerwerk ausgebessert und frisch gestrichen und das Dach mit Biberschwänzen neu eingedeckt. Seither bewohnen wieder einige Tauben das für sie errichtete Haus. Unter Denkmalschutz stehend, ist es noch heute ein Anziehungspunkt für Besucher und ein beliebtes Motiv für Künstler und Fotografen.


Text: Verein für Dorfgeschichte Bliesmengen-Bolchen e. V.
Foto: Karsten Sommer


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