“Am schwarze Kritz” (Kreuz), das ist die landläufige Bezeichnung der Stelle in Bliesmengen-Bolchen, wo die Straßen “Im oberen Mengen”, “Am Höllenberg” und “Waldweg” sich treffen. Dort stand bis zum Ende des 2. Weltkrieges ein schwarzes Holzkreuz, von dem der Volksmund folgendes zu erzählen weiß:
Vor vielen hundert Jahren lebte in Bliesmengen ein Rittergeschlecht, das sich “Herren von Mengen” nannte und auf der Wasserburg an der Blies residierte. Auf der anderen Seite der Blies, in dem nur 2 km entfernten Frauenberg, wohnte ein weiteres Rittergeschlecht: “Die Herren von der Frauenburg”. Zwischen beiden Familien gab es im Laufe der Zeiten immer wieder Berührungspunkte. Der Weg von der Menger Wasserburg zur Frauenburg führte am Lohbach vorbei über das “Höllengäßchen” durch die “Entenwiese” bei Habkirchen bis zur Blies, wo sich schon damals eine Brücke befand. Eines Tages trug es sich zu, daß die beiden Söhne des Ritters von Mengen bei einem Besuch auf der Frauenburg das bildhübsche Töchterchen des Frauenburgers kennenlernten, und sie verliebten sich beide Hals über Kopf in das schöne Kind. Das Burgfräulein erwiderte die Liebe des älteren der beiden Brüder und reichte ihm die Hand fürs Leben. Mit großem Pomp wurde Hochzeit gefeiert. Aber beim festlichen Turnier im Herrenfeld mußte man feststellen, daß der jüngere Bruder fehlte. Dieser war voller Haß im Herzen zum Wald geritten und verzehrte sich in Rachegedanken. Sein Bruder versuchte vergeblich, ihn durch gutes Zureden zu versöhnen.
Eines Tages kehrte der ältere müde von der Jagd aus Frauenberg zurück. Am Lohbach, der am Fuße des Höllenberges über einen Kalkfelsen munter zu Tal stürzte, legte er sich unter den alten Eichenbaum, um sich zu kühlen und auszuruhen. Bald schlief er vor Müdigkeit ein.
Zur gleichen Zeit war der jüngere Ritterssohn in Richtung Heuwiese unterwegs, kam an derselben Stelle vorbei und fand den schlafenden Bruder. Der alte unbändige Hass gegen ihn, der ihm sein erhofftes Glück zerstört hatte, stieg wieder jäh in ihm auf. Er hob seinen Speer und stieß ihn mit wilder Wut dem Bruder in die Brust - mitten ins Herz.
Im gleichen Augenblick kehrte auch sein klares Bewußtsein wieder, er erschrak über seine Tat und ritt, ohne noch einmal zur Burg zurückzukehren, in die Fremde, ruhelos von Ort zu Ort, immer mit dem angstvollen Gefühl, vom Bruder verfolgt zu sein.
Der Tote wurde am Ort der Tat feierlich beigesetzt und ihm der Speer, die Mordwaffe, zur Seite gelegt. Die junge Witwe kehrte zu ihrer Familie in die Frauenburg zurück, und fortan waren beide Ritter bittere Feinde. Zum Gedenken an den Meuchelmord ließ der Frauenburger ein schwarzes Holzkreuz über dem Grab errichten.
Nach vielen Jahren, als in der Gegend schon niemand mehr an den Brudermord dachte, da hörten die Leute vom Oberen Mengen während einer stürmischen Nacht um die Allerseelenzeit herum einen fürchterlichen Schrei, der vom schwarzen Kreuz herüber schallte. Am folgenden Morgen fanden sie dort die Leiche des Brudermörders mit einem rostigen Speer in der Brust. Es war der gleiche Speer, mit dem er vor vielen Jahren seinen Bruder aus Eifersucht getötet hatte. Niemand weiß, wie es geschehen war. Viele glaubten, der Geist des Bruders habe späte Rache geübt.
Heute steht wiederum ein schwarzes Kreuz in der Nähe der Stelle, wo die ruchlose Tat geschehen war. Das Bächlein ist allerdings nicht mehr zu sehen. Es fiel nach dem 2. Weltkrieg der Kanalisation zum Opfer. Die beiden Burgen der Ritter von Mengen und Frauenburg, schon seit Jahrhunderten zerstört, sind heute nur noch als Ruinen vorhanden und zeugen von glücklichen, aber auch schicksalsschweren Tagen der Bliesmenger-Bolcher Ritterzeit.
”Dieses Kreuz hat aufrichten lassen
Matthias Langenbahn und Maria Fischer 1842.”
So lautete die Inschrift auf einem Steinkreuz, das bis zum 2. Weltkrieg eine kleine Kapelle unmittelbar an der Straße zwischen Bliesmengen-Bolchen und Bliesransbach krönte.
Das Kapellchen war gegenüber der Uhrigsmühle in den Berghang hineingebaut, der an dieser Stelle durch eine Stützmauer aus Kalksteinen befestigt war. Wie jedes Denkmal in unserer Heimat hat auch die kleine Kreuzkapelle ihre Entstehungsgeschichte.
Vor etwa 150 Jahren, also um das Jahr 1830, bestand die Uhrigsmühle aus zwei Mühlenbetrieben, der preußischen "Wülfingsmühle" und der bayerischen "Langenbahnmühle". Beide waren aneinander gebaut und auf die gleiche Schleusenanlage angewiesen. Der Besitzer der bayerischen Langenbahnmühle hieß zu dieser Zeit Matthias Langenbahn, auch "Wollmatz" genannt, weil er seine Schafe auf der französischen Seite der Blies weiden und sie zur Schurzeit zurücktreiben ließ, um sie im Bayerischen zu scheren und so den Zoll zu sparen. Sonst war aber der Wollmatz ein braver und ehrenwerter Mann, der als würdiger Nachfolger des Gründers der Uhrigsmühle, des Klosterbruders Uhrig von Gräfinthal, gelten durfte.
Aber wie es auch noch so gutwilligen Menschen einmal passieren kann, der Wollmatz zerstritt sich eines Tages mit seinem Nachbarn von der Wülfingsmühle wegen der gemeinsamen Schleusenanlage an der Blies, die damals wegen starker Hitze und Trockenheit zu wenig Wasser führte, um die beiden Mühlen gleichzeitig antreiben zu können. Der Streit steigerte sich von Tag zu Tag heftiger, bis der Wollmatz schließlich handgreiflich wurde und den Wülfing verletzte. Ob die Verletzung schwer war oder nicht - es gab da bei Wollmatz gewisse Zweifel - ist nicht mehr auszumachen. Jedenfalls lag der Wülfing längere Zeit zu Bett, und es kam schließlich in Zweibrücken zum Strafprozeß, in dem Matthias Langenbahn, der Wollmatz, zu längerer Zeit Gefängnis verdonnert wurde. Schwere Wochen waren das für den Wollmatz, der die Freiheit so liebte, das Grün der Wiesen an der Uhrigsmühle, das Rauschen der Pappeln und Erlen am Fluß und sein klares Blieswasser, das ihm Brot und Arbeit gab.Beim Holzhacken im Gefängnishof sann er immer wieder Über sein Elend und seine Schande nach, träumte von seiner Uhrigsmuehle und bereute tief, daß er sich so aus der Rolle hatte fallen lassen. Und bei einer solchen Gelegenheit geschah das Wunder an einem sonnigen Sommertag, als er etwa die Hälfte seiner Strafe abgesessen hatte: Das Holzscheit, das er beim Spalten eben zur Seite werfen wollte, hatte die Umrisse einer Madonna. Der Wollmatz nahm dies als ein Zeichen der Mutter Gottes, die ihm sichtlich helfen wollte, und er gelobte, ihr eine Kapelle zu bauen, wenn er vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen würde. Gerade das aber geschah am folgenden Tage: Wegen guter Führung durfte er sofort nach Hause gehen.
Dort angekommen flog er seiner Frau Maria in die Arme, versöhnte sich sogleich mit Nachbar Wülfing und wie er Zeit hatte, machte er sich daran, sein Versprechen in die Tat umzusetzen. Er baute der Gottesmutter das Kapellchen, das ihm später in den Tagen des Alters und der Gebrechlichkeit auch Gelegenheit bot, den weiten Weg zur Kirche nach Mengen oder Gräfinthal zu sparen. Leider ist die kleine Kapelle mit dem schönen Kreuz über der Pforte dem Granatfeuer des 2. Weltkrieges und später dem Straßenausbau der L 105 zum Opfer gefallen. Ein Foto des Eingangs mit dem Kreuz ist noch vorhanden und befindet sich im Besitz von Bernhard Fromm, Uhrigsmühle, der diese Geschichte überliefert hat.
Zu der Zeit, als noch die Wilhelmiten-Mönche, die "Weißmäntel", in Gräfinthal ihr beschauliches Klosterleben führten, Wein und Getreide anbauten, Märkte abhielten und die zahlreichen Wallfahrer aus allen Himmelsrichtungen betreuten, da schickte der Herrgott einmal mehrere trockene, heiße Sommer ins Gräfinthaler Land. Der Letschenbach trocknete ganz aus, und die bemoosten Schaufelräder der Gräfinthaler Mühle blieben stehen.
Für Uhrig, den Mühlenbruder, war das ein harter Schlag. Von einem Tag auf den anderen gab's für ihn keine Arbeit mehr, die ihm Spaß machte. Und weil Bruder Uhrig mehr auf den zweiten Teil der klösterlichen Formel "ora et labora“ (= bete und arbeite) Wert legte, sann er tief darüber nach, wie er seine Mühle wieder in Gang setzen könnte, um für das Kloster lebenswichtiges Mehl beschaffen zu können. Korn und Weizen gab's genug. Aber so angestrengt er nachdachte - beim Rosenkranzbeten oder bei seinen gewohnten Spaziergängen übers Roßfeld und den Michelsberg - er fand keine passable Lösung. Eines Tages änderte er einmal die gewohnte Richtung und schlenderte deprimiert den ausgetrockneten Bachlauf des Letschenbaches entlang bis hinunter zur Blies, wo er durch das Schreien von halbwüchsigen Burschen aus dem Dorf, die dort badeten, aus seinen wehmütigen Träumen gerissen wurde. Die Kinder nahmen Hals über Kopf Reißaus, als sie den ebenfalls etwas erschrockenen Klosterbruder erblickten. Dem aber fiel beim Plätschern des Blieswassers endlich der Groschen, wie das Problem Mühle zu lösen sei. Im sogenannten "Dreiländereck", wo die Grenzen Lothringens, Preußens und der Pfalz sich trafen, dort besaß das Kloster größere Ländereien, Wiesen und Reben, entlang der Blies, die dort auch heute noch die deutsch-französische Grenze bildet. Dort, so erkannte der Mühlenbruder schlagartig, dort müßte man eine neue Mühle bauen, nicht so groß wie die in Gräfinthal, aber doch so, daß sie das Kloster und die Umgebung ständig versorgen könnte. Bruder Uhrig zögerte nicht lange. Noch am gleichen Abend trug er dem greisen Prior sein Anliegen vor. Der Prior, zunächst etwas ungehalten, weil er sich mitten in seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Studium der Klosterchronik gestört sah, zeigte sich doch recht gnädig, da er ja auch wie die andern von der durch die Trockenheit entstandenen Not betroffen war. Er erteilte dem Bruder Baumeister die Anweisung, den Mühlenbau an der Blies sofort zu beginnen. Ja, er gab am folgenden Morgen schon im Konvent bekannt, dass alle Mitbrüder, auch die Patres, in Anbetracht der Not der Mitmenschen, in der Umgebung das "ora" gegenüber dem "labora" etwas zurückstellen müssten und dass Arbeiten in diesem Falle dem Gebet gleichzustellen sei. Und so konzentrierte sich die ganze Kraft der "Weißmäntel" auf den Bau einer neuen Mühle im Dreiländereck an der Blies. Bald erhielten sie auch Unterstützung von den Dorfbewohnern aus Mengen, Bolchen, Mandelbach und Ormesheim. Wer nicht freiwillig half, der wurde zum "Fronen" angehalten.
So lange es hell war, hörte man's im Dreiländereck täglich hämmern, plumpsen, schreien und grölen, denn häufig war auch der Bruder Baumeister dort zu finden, der seine Manen mit edlem Klosterwein von Sommerberg und Bildersberg zu stärken versuchte, wobei er allerdings häufig das Gegenteil erreichte und einmal sogar selbst mit wunderlichen Träumen liegenblieb. Waren es Monate oder nur wenige Wochen - die Mühle stand, funktionierte und bot den Klostermännern und dem umliegenden Volk an der unteren Blies wiederum das Mehl zum Leben. Von nun an wurde das Gebet in Gräfinthal wieder verstärkt fortgesetzt, auch von Bruder Uhrig, dessen Name bis heute mit der Mühle am Dreiländereck an der Blies identisch blieb.
Wer in der Hubertusnacht am 3. November in der Gegend von Bliesmengen-Bolchen unterwegs ist, muss sein Herz fest in die Hand nehmen, denn er kann damit rechnen, der Sagengestalt des "Ewigen Jägers" zu begegnen, der in dieser Nacht unter lautem Getöse und mit zornglühenden Augen durch die Lüfte reitet.
Vor einigen 100 Jahren soll in Bolchen ein freier Bauer gelebt haben, dessen einziges Vergnügen die Jagd gewesen ist. Seine Jagdleidenschaft war so groß, daß er ihr alles, Ehr' und Gut, ohne Hemmung geopfert hätte. Auch die gebotene Sonntagsheiligung hielt ihn nicht von der Jagd zurück, und der Pfarrer der Kirche "St. Petrus in Ketten" zu Mengen bekam den jagenden Bauern bei der Sonntagsmesse kaum zu sehen. Als ihn an einem Sonntagmorgen wiederum die Jagdleidenschaft packte, nahm er auch seine Knechte als Treiber mit, denn es war Hubertustag, und da wollte er dem Pfarrer von Mengen "mal zeigen, wo Hasen laufen". Während der Messe stieg er zu Pferd und begann die Jagd hinter der Menger Kirche. Er ließ die Treiber ihre Holztrommeln besonders laut schlagen, damit der Pfarrer auch gewiss auf den Sonntagsfrevel aufmerksam werde. Aber der Pfarrer ließ sich bei der Messe nicht stören, er predigte nur etwas lauter. Dagegen ließ sich ein halbgewachsenes Häslein auf dem nahen Kreuzberg aufscheuchen, sprang auf, schlug ein paar Haken und weckte gerade dadurch das Jagdfieber des Bauernjägers. In wildem Galopp versuchte dieser, des Häsleins habhaft zu werden. Aber wie viele Pfeile er auch verschoss, es gelang ihm kein Treffer. So folgte er dem Häschen unter lauten Flüchen vom Kreuzberg über den Bühlgarten, das Wennewieschen und die Sandgrube bis zum Untersten Allmend. Und in rasendem Zorn schrie er so laut, daß es vom Neuwald als Echo zurückhalte: "Dich, Deiwel grien isch doch, un wonn ich dir eewich nooridde muß" (Dich Teufel krieg ich doch, und wenn ich dir ewig Nachreiten muss).
Es war sein letzter Schrei. Die Pfeile waren alle verschossen, und so warf er nun in seiner ohnmächtigen Wut mit seinem Gürtelmesser nach dem Häschen mit solchem Schwung, dass er vom Pferd stürzte und sich das Genick brach. Sein Geist aber muss seit dieser Zeit in jeder Hubertusnacht wild durch die Lüfte reiten für alle Ewigkeit. Dies ist seine Strafe dafür, daß er den Sonntag entheiligt hat.
Im 13. Jahrhundert, noch vor der Gründung des Klosters Gräfinthal, lebte auf dem Bergrücken zwischen Bliesmengen-Bolchen und Bebelsheim ein frommer Mann, der sich ganz Gott und dem Gebet widmete. Aus reicher Familie stammend hatte er aller Lust der Welt entsagt, sich dort eine kleine Blockhütte gebaut und ein Madonnenbild Maria mit dem toten Sohn auf ihrem Schoß, eine "schmerzhafte Mutter Gottes" geschnitzt, die er mit wahrer Inbrunst verehrte. Er stellte das Bild in die Nische eines hohlen, alten Buchenstammes am Waldrand. Von dort aus sollte es segnend die Täler des Mandelbachtales um Bebelsheim und des Letschenbaches um Gräfinthal überschauen. Von weit her kamen Pilger und Ratsuchende zu dem frommen Klausner, teils aus dem Pfälzischen, dem heutigen Mandelbachtal und der Blieskasteler Gegend, teils aber auch aus der preußischen und lothringischen Nachbarschaft.
Eines Tages kamen Wegelagerer dort vorbei. Waren es abgewirtschaftete Soldaten oder einfach Räuber, die damals wie heute ohne festen Wohnsitz umherzogen, - wer weiß es. Der Klausner empfing sie freundlich und lud sie zum Essen ein. Die Wegelagerer aber, die vergeblich nach Diebesbeute suchten, schlugen stattdessen den frommen Mann und trieben ihr Spiel mit ihm. Schließlich kamen sie auf die frivole Idee, nach der Schmerzensmadonna in der Buchennische zu schießen. Zwar warf sich der Klausner mutig dazwischen, konnte aber gegen die drei Räuber nichts ausrichten. Sie lachten ihn nur aus und versetzten ihm Fußtritte. Fünfmal trafen sie das Marterbild mit ihren Pfeilen. Und da geschah das große Wunder, welches das freche und übermütige Lachen der Wegelagerer ersterben ließ: Aus den durch die Pfeile verursachten Wunden der hölzernen Figur floß warmes, rotes Blut wie aus einem menschlichen Leib. Die Wegelagerer flohen in Angst und Schrecken. Der Klausner aber verbreitete die wundersame Geschichte in der ganzen Gegend. Auch die Gräfin Elisabeth von Blieskastel hörte davon und ließ sich zu dem Klausner bringen, um das Wunder zu sehen. Da sie an einer schmerzhaften Augenkrankheit litt, bestrich sie ihre Augen mit dem Blut der Madonna in der festen Hoffnung, geheilt zu werden. Ihr Glaube wurde belohnt: Elisabeth wurde auf der Stelle gesund. Aus Dankbarkeit entschloß sie sich, der Madonna eine würdige Kapelle zu bauen. Sie ließ alsbald Holz und Kalkbausteine an Ort und Stelle bringen. Als aber die Bauleute mit ihrer Arbeit beginnen wollten, da war das Baumaterial plötzlich nicht mehr da. Sie suchten und fanden es schließlich im Tal des Letschenbaches in der Gemarkung "Hopfenfeld". An einen Schabernack denkend brachten sie Holz und Steine wieder zur Klause zurück. Aber am folgenden Morgen lag das Baumaterial wiederum im Letschenbachtal. Nun erkannte Gräfin Elisabeth den Fingerzeig Gottes und ließ Kapelle und Kloster am Letschenbach errichten.
Seitdem heißt das Tal am Letschenbach nur noch Gräfinthal, Tal der Gräfin. Die Stelle, an der der fromme Klausner gehaust, gebetet und das Wunder der Pfeilenmadonna erlebt hatte, heißt heute "Brudermannsfeld". Ein steinernes Kreuz, errichtet im Jahre 1695, erinnert dort auch heute noch an die Legende vom frommen Klausner, dem "Brudermann" mit der Pfeilenmadonna.
Obwohl das Madonnenbild selbst sich heute in der Klosterkapelle zu Blieskastel befindet und dort weiter verehrt wird, hat Gräfinthal trotz mehrerer Zerstörungen seinen Charakter als Anziehungspunkt für Wallfahrer und Beter bis heute stets bewahrt. Wie man aus der Darstellung der Legende unschwer erkennen kann, hat auch die Himmelsmutter genau um die Schönheit des Plätzchens Bescheid gewusst, als sie der Gräfin Elisabeth den Fingerzeig zum Bau der Kapelle gab. Nur wer Gräfinthal selbst gesehen hat mit seiner Idylle, die auch die Romantik der vergangenen Jahrhunderte noch vermittelt, kann das richtig einschätzen, und wer Gräfinthal gesehen hat, kommt immer wieder dorthin.
Im Jahre 1243 ließ Gräfin Elisabeth von Blieskastel aus Dankbarkeit für die Heilung ihres Augenleidens in Gräfinthal zu Ehren der schwarzen Madonna mit den Pfeilen ein Kloster erbauen. Angehörige des Wilhelmitenordens, wegen ihrer weißen Gewänder die weißen Mönche genannt, zogen dort ein. Sie bewirtschafteten den Hof, der heute noch als Teilruine erhalten und in seiner gesamten Anlage klar zu erkennen ist. Das Kloster war damals ein Zentrum des Bliesgaues, Ostlothringens und des oberen Saartales. Pilger kamen aus diesen Gebieten von nah und fern. Die Ritter von Mengen waren wohl die eifrigsten Förderer der Gräfinthaler Mönche, und sie wußten, warum. Denn die weißen Mönche wirkten sehr segensreich zur Ehre Gottes und zum Wohle der ihnen anvertrauten Menschen. Aber wie's der Teufel will und der liebe Gott auch manchmal zuläßt, geriet im Laufe der Jahrhunderte auch einmal ein schwarzes Schaf unter die weißen Mönche, ein Lebemann, der weniger vom Beten hielt als vom Wein und weniger von der Sorge um die Seelen als um sein eigenes Ich. Dieser leichtsinnige Mönch hatte sich darauf spezialisiert, über den , "Bildersberger Weg“ auf Schürzenpirsch zu gehen. Durch eine der beiden Pforten des Klostergartens konnte er in der Dunkelheit unbemerkt auf diesen Weg gelangen, der an der heutigen Naturbühne vorbeifährt und damals die einzige Verbindung nach Ormesheim darstellte. Dorthin führte ihn auch sein Pirschgang an der steinigen Ochsenklamm vorbei zum Hunacker Hof, der ebenfalls zum Kloster Gräfinthal gehörte, aber von einer Familie aus Ormesheim bewirtschaftet wurde. Das schöne Töchterlein dieser Familie hatte ihn angezogen, und beide trafen sich immer wieder heimlich unter einer großen Eiche am Waldrand zwischen Ochsenklamm und Hunacker Hof. Der steinige, aber romantische Bildersbergweg zwischen bunten Hecken, duftenden Wiesen, knorrigen Eichen und blühenden Flachs- und Weizenfeldern hat sie oft zusammen gesehen. Und bei so viel Jugend und Schönheit des Mädchens in solch herrlicher Umgebung kam es halt, wie es kommen musste. Was heute fast selbstverständlich ist, war zur damaligen Zeit eine schwere Verfehlung, die nur durch gemeinsame Flucht in eine fremde Umgebung hätte gemildert werden können. Aber dazu waren beide nicht stark genug. Das Mädchen brachte ihr Kind heimlich zur Welt und setzte es vor der Haustür einer Bolcher Familie aus, die es auch getreu dem Bibelspruch "..., der nimmt mich auf“ mit ihren anderen Kindern aufzog.
Der leichtsinnige Mönch aber wandelte sich. Er fing an zu grübeln und verfiel schließlich tiefer Schwermut. In einer Maiennacht stürzte er sich in der felsigen Ochsenklamm zu Tode. Seine Verfehlung muss er dadurch büßen, dass er in den Maiennächten als Geist auf dem Wege zwischen Gräfinthal und dem Hunacker Hof umherirrt. Die Gestalt ist vor allem in klaren Mondnächten durch die wallenden weißen Mönchskleider deutlich zu sehen. Noch in den Jahren um 1950 bis 1965 soll er mehrmals beobachtet worden sein. War es Wirklichkeit, Einbildung, Schabernack, wer will das schon wissen. Aber die Legende lebt.
Ende des 3. Jahrhunderts, als sich das Christentum bereits weit nach Germanien hinein verbreitet hatte, lebte auch in Bolchen, das damals noch selbständiger Ort war, eine kleine Christengemeinde. Das Dorf war sehr klein und bestand nur aus einigen keltischen und germanischen Bauernfamilien, die sich recht und schlecht durchs Leben schlugen. Prominentester Ortsbewohner war ein römischer Winzer, der sich dort im heutigen Gewann Wingert niedergelassen hatte, um Weinbau zu betreiben. Er war mit der Familie aus seiner Heimat Rom geflüchtet, um der Christenverfolgung des damaligen Kaisers Diokletian zu entgehen, und in Bolchen geblieben, weil ihm die Gegend so gut gefiel und weil es dort schon einige christliche Familien gab. Mit den Bolchener Familien verband ihn herzliche Freundschaft. Aber die glückliche Zeit hielt nicht lange an. Denn der unmenschliche Kaiser Diokletian schickte seine Schergen in alle Teile des Römischen Reiches, zu dem damals auch die Mosel-, Saar- und Bliesgegend gehörte. In Trier hatte er seinen Heerführer Priscus Varus mit der Verfolgung der Christen bis in die Bliesgegend hinein beauftragt.
So kam dieser sadistische Mordknecht eines Tages auch nach Bolchen, um nach Christen zu fahnden. Er ließ alle Christen, die er finden konnte, am "Buß" zusammentreiben und beschimpfte sie als Christenhunde. Seinen Landsmann, den römischen Winzer vom Wingert, enthauptete er eigenhändig mit seinem Schwert, während er die übrigen Christen aus dem Dorf mit Weib und Kind hängen ließ.
Aber die bösen Taten des Priscus Varus blieben nicht ungesühnt. Kurz nach dem scheußlichen Mord von Bolchen ereilte ihn sein Schicksal, als er während der Nacht zum Blies-Kastell (Blieskastel) Zurückreiten wollte. Ein Trupp empörter Bliesgaubewohner lauerte ihm auf, verjagte seine Begleitmannschaft und peitschte ihn zu Tode. Im Sterben winselte und heulte Varus wie ein Hund.
Zur Strafe für seine grausamen Taten muss der Geist des Priscus Varus in Gestalt eines Hundes während der Mitternachtsstunde vom Buß zur Burg hin und her laufen, bis ihn am Ende der Welt die gerechte Strafe ereilt. Wer in der Geisterstunde über den Bliespfad vom Buß zur Burg geht, der kann den großen schwarzen Burghund mit seinen feurigen Augen und dem langen zottigen Schwanz auch heute noch sehen und sein lang gezogenes Winseln und Heulen vernehmen.
Die Hinrichtungsstätte der Christen hat bis heute den Namen "Buß" behalten und wurde auch bis ins Mittelalter hinein als Sühnestätte benutzt. Von dem Gewann Wingert ist bekannt, dass dort jahrhundertelang ein guter Wein gezogen wurde, vor allem von den Gräfinthaler Mönchen. Im Jahre 1955 fand man dort bei Ausschachtungsarbeiten über 800 Münzen aus römischer Zeit. Vielleicht hat sie ein Nachfahre unseres legendären Winzers aus Rom dort versteckt. Von dem Christenverfolger Priscus Varus behauptet die Legende, er sei ein Nachfahre des im Teutoburger Wald umgekommenen Feldherrn Quintillus Varus gewesen.
In der mittelalterlichen Zeit des 13. Jahrhunderts residierte in Bliesmengen eine Ritterfamilie, die sich "Ritter von Mengen" nannte. Sie stammte aus der lothringischen Gegend von Kreuzwald/Spittel (L'Hopital) und war dem Herzog von Lothringen mit Leib und Seele untertan. Es waren religiöse Leute von einwandfreiem Charakter, als deren besondere Tugend die Treue gegenüber Herzog und Kirche gelten konnte. Als ständiges Heim diente ihnen eine Wasserburg zwischen den Gemarkungen "Im Lohgarten" und "Herrenwiese", nur einige Meter von dem Flüßchen Blies entfernt.
Die Herren von Mengen lagen in häufiger Fehde mit dem jeweiligen Ritter von der "Frauenburg". Dieses Rittergeschlecht in der Nachbarschaft auf der anderen Seite der Blies besaß weniger gute Charaktereigenschaften und verfiel dem Raubrittertum. Darunter hatten besonders die Ritter von Mengen zu leiden. Um nun bei den häufigen Angriffen des Frauenburgers sicherer zu sein, kam Ritter Johann auf die Idee, sich in einiger Entfernung von der Burg eine Notzuflucht zu bauen. Er ließ von seiner Wasserburg aus einen geheimen Gang anlegen, der durch die Gemarkung "Herrenwiese", "In den Pfühlen" und "In den Espen" führte, um in der "Nasse Ahnung" zu enden. Dort ließ Ritter Johann von Mengen einen größeren Aufenthaltsraum anlegen mit Vorräten, die den Unterhalt für die gesamte Burgfamilie über mehrere Tage hinaus gestattete. Dieser Zufluchtsraum rettete Johann und seiner Familie später das Leben. Wieder einmal wurde die Burg von Feinden belagert. Diesmal war es der Herr von Bitsch, der mit seinen Mannen alle Kraft aufbot, um die Burg des verhaßten "von Mengen" zu erobern, der so gut mit dem Herzog von Lothringen stand und von diesem mehrmals wegen seines guten Charakters und seiner Tapferkeit gelobt worden war. Neid und Habsucht waren die Triebkräfte des "Bitschers". Die Besatzung der Burg von Mengen wehrte sich nach Kräften, aber die Übermacht derer von Bitsch war so groß, daß Johann von Mengen seine Burg aufgab und im Schutze der Nacht mit all seinen Mannen durch den geheimen Gang entfloh, um sich in den Schutz seiner Verwandten, der Herren von Warsberg, zu begeben. Er ließ nur einen einzigen seiner Getreuen zurück, der die Aufgabe wahrnahm, die Flucht der Burgbewohner so lange wie möglich zu vertuschen. Um den Gegner zu täuschen, zog er immer wieder den Ziehbrunnen, schlug mit seiner Lanze gegen herumliegende Eisenrüstungen und bewegte mehrere Fackeln. So gelang es dem treuen Ritterknecht, den Gegner die ganze Nacht hindurch zu täuschen. Bei Tagesanbruch verschwand er selbst durch den Geheimgang, als der Ritter von Bitsch zum Angriff blies. Dieser geriet über die gelungene Flucht seines verhaßten Feindes so in Wut, daß er die Burg total zerstören ließ. Schließlich fand er auch den geheimen Gang und die Notzuflucht in der "Nasse Ahnung", die er ebenfalls völlig zum Einsturz bringen ließ. Im Laufe der Zeit füllte sich diese mit Wasser und bildete einen kreisrunden Tümpel mit einem Durchmesser von etwa 10 bis 15 Meter, der auch eine beachtliche Tiefe aufwies. Kinder glaubten immer, das Wasser reiche bis zur Hölle. Im Dorf war der kleine Teich nur bekannt als "Linze Loch“, weil das betreffende Grundstück, auf dem er sich befand, einer Familie Linz gehörte. Von Linze Loch bis zur Burg war noch bis vor 20 Jahren eine Senke zu erkennen, die durch den Einsturz des geheimen Ganges entstanden war und im Volksmund "Pielgraawe“ (Graben in den Pfühlen) genannt wurde. Später fielen "Pielgraawe“ und "Linze Loch“ den Kiesgräbern zum Opfer. Das einzige, was bis heute noch geblieben ist, sind die Espenbäume, die am Rande der Kiesgrube auch heute noch um die Familie des Ritters Johann von Mengen zittern.
Wer den idyllischen steilen Fußpfad vom Campingplatz Habkirchen zur Siedlung von Bliesmengen-Bolchen hinauf begehen will, der tue dies möglichst bei hellem Tageslicht. Dafür gibt es zwei wichtige Gründe. Einmal ist der wunderschöne Charakter dieses Gäßchens, das früher einmal "Himmelsgäßchen“ geheißen haben soll, nur bei strahlendem Sonnenschein so richtig zu erkennen. Du schreitest wie unter einem mit goldenen Ornamenten geschmückten, teils grünen, teils farbigen Baldachin dem fernen blauen Himmel über dir entgegen. Links und rechts beobachten dich stumm bebärtete und grotesk verformte Zwerge aus Wurzeln und Baumstümpfen, aber auch bebauchte bunte Riesen aus Hecken und wilden Bäumen, die sich bei Wind verneigen oder kopfschüttelnd gegen dich als ungebetenen Spaziergänger aufmucken. Und dieser Gang zum Himmel wird ständig begleitet von jubilierenden oder zarten, wohltönenden Vogelstimmen.
Ein anderer Grund, die Nacht zu meiden, ist nach der Legende das kleine Höllenteufelchen, ein buckliges, häßliches, graues Männlein, das dem nächtlichen Benutzer des Gäßchens unversehens auf die Schulter springt, sich zur Siedlung tragen und unter keinen Umständen abschütteln läßt. Dabei macht es sich schwerer und schwerer, so daß auch der größte und stärkste Mann unter der unerträglichen Last am Ende des Gäßchens auf dem Höllenberg in die Knie gehen muß. Beim Abspringen von der Schulter bricht das Teufelchen dann in ein unbeschreiblich häßliches Lachen aus, das in stillen und stürmischen Nächten bis zum "Schwarzen Kreuz“ und sogar bis zur Burg im Tal zu vernehmen ist. Auch wen dieses Teufelchen darstellt, weiß die Legende zu erklären: Es ist der Geist jenes bösen Rittersohnes der Burg von Mengen, der seinen älteren Bruder wegen eines Burgfräuleins der benachbarten Frauenburg aus Eifersucht am "Schwarzen Kreuz“ umgebracht hat, nachdem sich beide auf der Frauenburg getroffen und bei der Heimkehr zur Menger Burg auf dem Höllengäßchen bis hin zum schwarzen Kreuz gestritten hatten. Den jungen Mörder trieb es nach der Tat zum schönen Burgfräulein zurück. Auf dem Wege dahin stolperte er über einen Baumstrunk und stürzte von einer höheren Stützmauer, wie sie dort im Höllengäßchen häufig zu finden sind, in ein Rebenfeld. Dabei brach er sich das Genick. Die Seele der Mörders aber irrt noch immer in Gestalt eines häßlichen, buckligen Männchens zwischen der Ruine Frauenburg und dem schwarzen Kreuz umher und lauert bei Dunkelheit jedermann auf, der das Höllengäßchen betritt. So wurde nach der Legende aus dem "Himmelsgäßchen“ ein "Höllengäßchen“.
Für den heutigen, "aufgeklärten“ Menschen, der nichts mehr von Legenden hält, bleibt trotzdem der Rat, das Höllengäßchen bei Nacht zu meiden. Fühlt er sich stark genug, das kleine bucklige Teufelchen zu überwinden oder zu ignorieren, so könnte ihm aber doch das gleiche Schicksal wie dem jungen Rittersohn widerfahren.
Als der Polenkönig Stanislaus Leszczynski im Jahre 1709 vor den Russen aus Polen flüchten mußte, nahm ihn der Herzog von Zweibrücken, der damals als König Karl XII. in Schweden regierte und Stanislaus sehr zugetan war, großzügig auf und stellte ihm die Einnahmen aus seinem Herzogtum Zweibrücken zur Verfügung. Für Stanislaus, seine Frau und die beiden Töchter Maria und Anna war das nun gegenüber früher ein ruhiges Leben, frei von Ängsten vor ihren Verfolgern und mit viel Zeit für die freie Natur, zum fröhlichen Wandern und Feste feiern. Vom Wandern machten besonders die beiden Töchter gerne Gebrauch. Es war ja so amüsant und romantisch, mit der herzoglichen Kutsche durch die Lande zu fahren und die reizenden Dörfchen der pfälzischen und lothringischen Landschaft an Blies und Saar kennenzulernen. So kam der Polenkönig, der seinerseits mehr von der Jagd als vom Wandern hielt, auch sehr bald mit seiner Familie nach Gräfinthal. Dort gefiel es ihnen so gut, dass sie am liebsten gleich dageblieben wären. Sie waren fasziniert von der Lieblichkeit der Umgebung, der herrlichen Klosterkirche und von der Freundlichkeit der Weißen Mönche, mit dessen Prior der König herzliche Freundschaft schloss. Die Liebe der königlichen Familie zu Gräfinthal äußerte sich ganz deutlich dadurch, dass sie die früh verstorbene Prinzessin Anna im Chor der Klosterkirche (heute Kapelle) beisetzen ließ.
Um dem König seine häufigen Besuche in Gräfinthal noch angenehmer zu machen, stellten ihm die "Weißmäntel“ (nach ihrer weißen Kleidung so genannt) ein Grundstück am Bubenrech zur Verfügung. Dort ließ Stanislaus ein Lustschlößchen erbauen, das seinem Lustschloß , "Tschifflik“ im Walde von Zweibrücken ähnlich, aber viel kleiner war. Es soll sich mehr um einen Pavillon (in Rundform mit Säulen und Balustraden) gehandelt haben. Dieses Lustschlößchen benutzte der Polenkönig bei seinen zahlreichen Besuchen in Gräfinthal stets zur Übernachtung mit seiner Familie. Bei den abendlichen Festen mit Gräfinthaler Wein, der von den Mönchen selbst angebaut wurde, war oft auch der Prior des Klosters mit von der Partie. Auch als die Tochter Maria Gemahlin des Königs Ludwig XV. von Frankreich und Stanislaus Herzog von Lothringen geworden war, vergaß er sein geliebtes Gräfinthal nicht.
Ludwig XV. selbst lernte Gräfinthal und den Pavillon am Bubenrech kennen, als er dort auf der Hochzeitsreise mit seiner Frau Maria übernachtete. Es war schon Herbst. Bäume und Sträucher hatten ihr herrliches buntes Kleid angelegt, das auch heute noch jeden Besucher Gräfinthals in melancholisches Staunen versetzt. Vom Bubenrech aus hatte der französische König auch noch den schönsten Blick auf Gräfinthal. Kein Wunder, dass er aus seinem bewundernden Entzücken kaum herauskommen wollte und mehrmals begeistert vor sich hinsprach: "Quel beau vallon, welch' schönes Tal!“.
Wie oft König Louis XV. noch nach Gräfinthal kam, hat der Volksmund nicht überliefert, er kam ja auch inkognito. Aber von dem Polenkönig Stanislaus Leszczynski weiß man, dass er bis ins hohe Alter das Grab seiner Tochter Anna und seinen Pavillon am Bubenrech immer wieder besuchte. Der Pavillon aber soll just an dem Tage, an dem der Polenkönig Stanislaus in Frankreich starb, in sich zusammengestürzt sein. Ob die Mönche aus Trauer über seinen Tod das Gebäude abgerissen haben? Jedenfalls sind die Reste des Gebäudes heute noch, von Bäumen und Büschen überwuchert, in der Gemarkung Bubenrech, nördlich des Bubenrecher Weges, unweit vom Gemeindewald "Buchholz“, mitten im bebauten Acker zu finden.